Barsche auf Fliege?
Die Linachtalsperre bei Vöhrenbach im Schwarzwald ist eine architektonische Besonderheit und steht unter Denkmalschutz. Als einzige Gewölbereihenstaumauer in Deutschland wurde sie 1925 eingeweiht und diente der Stromerzeugung. Ungewöhnlich: Zwischen 1988 - 2007 war das Wasser vollständig abgelassen. Nach Aussagen von einigen Anglern vor Ort ist im See mit wirklich kapitalen Zandern und ordentlichen Forellen zu rechnen. Nicht umsonst ist der Stausee beliebt bei Spinn- und Grundanglern.
Bei meiner Erkundung waren mir die Schwärme kleiner Barsche aufgefallen, die sich in Ufernähe herumtreiben. Wo kleine Barsche sind, sollten auch große Barsche nicht weit sein - dachte ich mir. Also Ausrüstung zusammengesucht, Angelkarte besorgt und früh morgens im Dunkeln los an die Talsperre. Am Parkplatz angekommen, gleich einmal die erste Ernüchterung. Neben mir parkt ein Tiguan aus dem Ruhrpott und spuckt 6 Spinnfischer aus. Zwar freue ich mich immer wieder, ordentlichen Ruhrpott-Slang zu hören, aber die Aussicht auf so viel Rummel am Ufer war dann doch nicht so berauschend. Nun denn, aufgerödelt und ab ans Wasser - dort verteilen sich die Spinnfischer und wir kommen uns nicht ins Gehege.
Die Sonne geht in einem betörend schönen Überschwang aus Rosa und Orange auf und lässt auf einen herrlichen Tag hoffen – auch wenn ich bislang die Erfahrung gemacht habe, dass man bei schlechtem Wetter besser fängt.
Für Fliegenfischer ist die Linachtalsperre nicht leicht zu befischen. Der Untergrund fällt 2-4 Meter vom Ufer steil ab, so dass man kaum hineinwaten kann. Das Gelände hinter einem steigt direkt steil an und ist teilweise mit üppigen Uferbewuchs bewachsen. So ist das Werfen nicht einfach.
Ohne rechte Ahnung, welches Fliegenmuster ich nehmen sollte, entscheide ich mich zunächst für einen Woolly Bugger mit Goldkopf und fische die Abbruchkante entlang. Leider nichts. Dann probiere ich verschiedene andere Streamer. Bei den kleineren Modellen zappelt eine gute Handvoll kleiner Barsche an der Rute, aber keiner auch nur annähernd handlang. Zwar steigen in der Mitte der Talsperre in 30 Meter Entfernung immer wieder große Fische, aber da muss man dann mit der Fliege erstmal hinkommen.
Trotzdem will ich es versuchen: Ich rüste um auf Schwimmschnur und Trockenfliege und versuche soweit wie möglich an die springenden Fische heranzukommen. Zwar driftet meine Fliege mit auffrischendem Wind in die richtige Richtung, kann aber keinen Fisch überzeugen. Also wieder nichts. Zeit für etwas anderes. Ich befische den Einlauf der Talsperre. Dort ist das Wasser flach und man kann recht gut hineinwaten. Aber auch hier nichts. Etwas entnervt will ich erneut den Standort wechseln. Dabei komme ich an den Spinnfischern vorbei, die auch noch alle Schneider sind. Vielleicht ist heute einfach kein guter Tag. Ich treffe jemanden vom lokalen Angelverein, der mir die Abenddämmerung empfiehlt. Also breche ich ab und versuche es am Abend noch einmal. Wieder nichts.
Summa summarum bleibt festzustellen, dass ordentlich Leben in der Linachtalsperre ist. Die größeren Brocken in der Seemitte sind jedoch - zumindest für mich - mit der Fliegenrute bei so wenig Platz für den Rückwurf nicht zu erreichen. Dicke Barsche und Zander an der Abbruchkante waren für mich nicht zu verorten, was nicht heißen muss, dass sie nicht da sind :-) .
Den ersten Barsch meines Lebens auf Fliege muss ich wohl woanders fangen.