Silberbarren auf Samsø
Gemeinsam mit meinem Schwager und Angelleidensgenosse Claus fiel die Wahl auf die schöne Insel Samsø in Dänemark. Flugs buchten wir bei Bernd Ziesche als Guide eine Woche Anfang September. Endlich einmal richtig Zeit zum Fischen. Viel frische Meeresluft, jeden Tag mindestens dreimal Fischen und frischen Fisch satt, erschien uns als prima Plan. Als wir uns – natürlich erst nach der Buchung – eingängiger mit dem Fang von Meerforellen beschäftigten, lasen wir dann vom „Fisch der 1000 Würfe“, von Schneidertagen, von besten Fangchancen bei besonders schlechtem Wetter und vom mühsamen Turbo-Strippen. Kurz aufkeimende Bedenken wurden mit erheblichen Investitionen in neue Ausrüstung ausgeräumt. Schließlich sollte es nicht am mangelnden Material scheitern.
Als Bernd uns mitteilte, dass man mit einem guten Fisch pro Nase und Woche schon zufrieden sein könne, wurde uns klar, dass hier viele Stunden Mühe auf uns zukommen würden. Um es kurz zu machen: Mit den 1.000 Würfen, dass kommt ungefähr hin. Doch von Anfang an.
Aus dem Schwarzwald bis nach Dänemark ist es natürlich ein ordentliche Anreise nach Samsø. Die Fähre von Hou nach Saelvig braucht rund 1 Stunde und ist mit rund 60€ für PKW und 2 Personen retour erstaunlich günstig. Unser Ferienhaus lag in Saelvig, direkt am Hafen. Samsø erstreckt sich rund 8 km in Ost-West-Richtung und 27 km von Norden nach Süden. Die Lage mitten im Kattegat macht die Insel fürs Fischen interessant. Rund um die Küste gibt es größtenteils Steilküste, manchmal mit vorgelagertem Sandstrand, oft aber mit dem typischen Leopardenboden aus kleinen und mittelgroßen Steinen mit Tangbewuchs wie Meerforellen ihn lieben in Wat- und Wurfentfernung. Die Angelerlaubnis für ganz Dänemark kann man als Wochen- oder Jahreskarte online hier für überschaubare Kosten erwerben.
Unsere Crew für die Woche bestand aus unserem Guide Bernd und seiner Partnerin Manja sowie den Gästen Tanja, Jochen, meinem Schwager Claus und mir. Nachdem alle angekommen waren und jeder sein Zimmer bezogen hatte, konnte es nicht schnell genug ans Wasser gehen. Alle waren richtig heiß darauf, endlich die Streamer in die Ostsee zu tauchen. Tanja ließ den Rest der Crew gleich am ersten Abend alt aussehen und fing einen wunderschönen Silberbarren, der auch gleich mit nach Hause musste.
Am nächsten Morgen hatte der Wind auf die eher ungünstige Richtung Süd gedreht und deutlich zugelegt. Zwar bietet Samsø an allen vier Inselseiten gute Spots, aber starker Wind aus SW mit teilweise 30-40 km/h blockierte die meisten wirklich interessanten Spots der Insel. Leider blieb es weitgehend bei dieser Wetterlage – was die Werferei zu einem anstrengenden Geschäft machte und die Wahl der Spots stark einschränkte. Oft waren wir auf die Nordspitze der Insel limitiert, die mit langem Sandstrand spitz ausläuft und nicht ganz so viele interessante Stellen bietet. Zudem war die Ostsee rund 2 Grad wärmer als sonst Anfang September, was die Meerforellen weniger nah ans Ufer kommen lässt.
Morgenstimmung auf Samsø
Auch wenn man es nicht sieht, der Wind blies mit 40 km/h auf die Wurfhand, so dass wir fleißig unseren Rückhandwurf üben konnten. :-)
Nichtsdestotrotz ließen wir uns nicht entmutigen, nutzten die Zeit und verbrachten jeden Tag viele Stunden im Wasser. Zwischendurch feilten wir auf dem Sportplatz unter Anleitung von Bernd an unserer Wurftechnik. Abends wurde ausgiebig gekocht – zwar nicht immer mit selbstgefangenem Fisch – aber doch meistens. Bernd hielt einige kurzweilige Vorträge über das Meerforellenfischen oder andere Tripps. Wer noch konnte, versuchte sich unter der Anleitung von Manja im Fliegenbinden.
Es empfehlen sich hohe, gut anliegende Wathosen, sonst nimmt man doch den einen oder anderen Schluck. Insbesondere an der windzugewandten Seite gab es doch teilweise ganz ordentliche Dünung und es ist schon ein besonderes Erlebnis, wenn einen – bis zum Bauch im Wasser – eine besonders große Welle samt Schnurkorb anlupft.
Das Fangergebnis unserer Crew war – für die herrschenden Bedingungen – in Ordnung. Wir hatten eine gute Handvoll ordentlicher Fische plus einige untermaßige Exemplare und ein paar Petermännchen als ungewünschten Beifang. Als ich „meine 1.000 Würfe“ dann voll hatte, klappte es tatsächlich noch mit meiner ersten Meerforelle. Am letzten Tag, in der letzten Stunde, als die anderen bereits dabei waren, die Ruten einzupacken, rumste es beim letzten Wurf dann doch noch gewaltig in der Schnur und ich konnte eine schöne Meerforelle landen.
Zusammengefasst: Samsø ist eine sehr schöne, gemütliche Insel mit vielen interessanten Spots zum Fliegenfischen. Wir hatten etwas Pech mit den Windbedingungen, aber es hat riesig Spaß gemacht und ich würde noch einmal hinfahren.
Geangelt habe ich übrigens mit einer Greys GR60 Rute #8 in 9 Feet, einer passenden Guideline Costal Slow Intermediate sowie Streamern wie Wolly Bugger, Polar Magnus und dem legendären Samsø-Killer – einem Muster, das von Bernd Ziesche speziell für Samsø entwickelt wurde und das mittlerweile in gut sortierten Läden geführt wird. Meine Samsø-Killer hatte ich bei Fly-with-us in Zürich gekauft. Sind zwar etwas teurer, aber dafür hervorragend gebunden.
Credits: Die meisten Fotos und das Video sind von Bernd Ziesche. Vielen Dank dafür.