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Fliegenfischen und Natur

Hoffentlich mehr gute als schlechte Nachrichten.

“I propose that it only matters that you attempt to catch a fish. Doing so brings you close to nature.“
Fennel Hudson

Das Glücksgefühl, dass wir – auch ohne Fang – beim Fliegenfischen empfinden, ist vor allem der Auseinandersetzung mit der Natur geschuldet. Leider betreiben wir alle immer noch Raubbau an ihr. In dieser Übersicht sammeln wir Stories über Naturphänome, Umweltprobleme und ermutigende Projekte.

Über 200 Lachse im Schwarzwald

Zum Angeln ist es noch zu früh, aber es geht voran :-)
Es gibt sie noch, die guten Nachrichten: Das Programm zur Wiederansiedlung des Lachses in Baden-Württemberg zeigt durch mehr Durchlässigkeit in den Schwarzwaldflüssen beachtliche Erfolge.

Gut, ich gebe es zu, dass Bild ist natürlich nicht aus dem Schwarzwald und es wird sicher noch viele Jahre dauern, bis ein Fliegenfischer gezielt einen kapitalen Lachs aus einem der Schwarzwaldflüsse ziehen wird, aber es geht voran: Wenige Wochen vor dem Beginn der Laichzeit haben sich die ersten Lachse in den Schwarzwaldflüssen versammelt.

Bis zum 1. November dieses Jahres konnten bereits 200 aufsteigende Lachse am Fischpass des Rheinkraftwerks Iffezheim gezählt werden. Dort kann man Fische bei ihrer stromaufwärts gerichteten Wanderung im Rhein mittels einer Livecam beobachten. Viele von diesen Lachsen werden in die Kinzig aufsteigen, um zu laichen. Auch in der Murg und in der Alb ist mit weiteren Rückkehrern zu rechnen. Beide Flüsse münden unterhalb der Staustufen in den Rhein und sind deshalb gut zugänglich.

Lachs beim Sprung

Die jetzt eingetroffenen Fische haben ihre Jugendzeit in den Oberrheinzuflüssen verbracht, sind dann den weiten Weg ins Meer abgewandert und im Nordatlantik zu stattlichen Exemplaren herangewachsen. Nun kehren sie zurück und steigen wieder in die Schwarzwaldflüsse auf, um dort geeignete Reproduktionsorte aufzusuchen und ihre Eier abzulegen.

Das Lachsprogramm in Baden-Württemberg besteht bereits seit 2001. Der Landesfischereiverband Baden-Württemberg e. V. (LFVBW) ist der Träger des Programms zur Wiederansiedlung des Lachses in Baden-Württemberg und wird dabei von der Wanderfische Baden-Württemberg gemeinnützigen GmbH (WFBW) unterstützt. Die baden-württembergischen Gewässer des Lachsprogramms sind Alb, Murg, Rench, Kinzig, Elz-Dreisam, der Restrhein und die Wiese. Sie bilden mit etwa 28% den größten Anteil an den im Rheinsystem noch möglichen Junglachslebensräumen. Der Wiederaufbau eines Rheinlachsbestandes wird durch umfangreiche Maßnahmen zur Wiederherstellung der gewässerökologischen Funktionen und der freien Fischwanderung unterstützt.

Logo der WFBF

Die Wanderfische Baden-Württemberg gemeinnützige GmbH, kurz WFBW, wurde vom Landesfischereiverband Baden-Württemberg mit dem Ziel gegründet, Wanderfischen im heimischen Rheingebiet wieder einen Lebensraum zu bieten. Die WFBW setzt sich vorrangig für die Wiedereinbürgerung von Lachs und Meerforelle ein und unterstützt damit die erfolgreiche Arbeit des Wanderfischprogammes in Baden-Württemberg.

Damit dies zum Erfolg führen kann, muss ein unterstützender Besatz mit Jungfischen erfolgen, die mittlerweile zum großen Teil bereits von Wildlachsen abstammen, die an den Rheinfischpässen als Elterntiere für die Zucht entnommen wurden.

In enger Zusammenarbeit mit Partnern in Frankreich und der Schweiz werden für den Besatz kleine Lachse in Aufzuchtstationen erbrütet und herangezogen. Für Baden-Württemberg geschieht dies in der Lachszuchtanlage Wolftal in Oberwolfach. Die ersten Lachseier der hier gehaltenen Elterntiere für das kommende Besatzjahr 2021 konnten bereits im November gewonnen werden. Die befruchteten Eier werden vor Ort erbrütet, um mit den daraus schlüpfenden Jungfischen im kommenden Jahr die baden-württembergischen Programmgewässer besetzen zu können.

Seit 2018 findet im gesamten Rheingebiet ein genetisches Lachs-Monitoring aller von Hand aufgezogenen Lachse statt. Jeder einzelne Lachs, der in die Gewässer eingesetzt wird, kann somit während seiner Jugendphase gentypisiert und auch später – als erwachsener Rheinrückkehrer –wieder identifiziert werden. Erste Ergebnisse über individuelle Rückkehrerfolge für Baden-Württemberg werden zum Jahresbeginn 2021 erwartet. Sie sollen eine weitere Optimierung der Besatzstrategie und eine Erfolgskontrolle der natürlichen Fortpflanzung ermöglichen.

Lachspate werden!

Die WFBW bietet uns Fliegenfischern – und natürlich allen anderen Naturfreunden – die Möglichkeit, Patenschaften für Junglachse zu übernehmen und damit das Programm zur Wiederansiedlung dieser herrlichen Fische im Schwarzwald zu fördern. Bereits für 5 Euro könnt ihr Pate eines Lachs-Brütlings werden. Die 5-6 cm langen Junglachse werden im Frühjahr in den Programmgewässern ausgesetzt und wandern nach ein bis zwei Jahren über den Rhein ins Meer ab. Auf Wunsch könnt ihr an einem Lachsbesatz (an Alb, Murg, Kinzig oder Elz/Dreisam) teilnehmen und sehen, wie die Tiere in ihr Element gelangen.

Die Patenschaft ist als gemeinnützige Spende steuerlich absetzbar. Also los jetzt! Wir sind schon dabei. :-)

Diese Story passt dazu:
Filmtipp: Lachs - quo vadis?
Der beeindruckende Film von Kristof Reuther & Jonas Steiner beleuchtet den aktuellen Stand der Wiederansiedlung des Lachses in Deutschland. Absolut sehenswert macht er auf dieses fesselnde Artenschutzprogramm aufmerksam.
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